Marrakesch
Samstag, 01. September 2007
13:15 Uhr: Bin im Flugzeug, hoch über dem spanischen Festland. Mit fast einer Stunde Verspätung ging es heute in Düsseldorf los. Der Flughafen von Madrid ist riesig. Fast eine halbe Stunde habe ich gebraucht, um vom Anfluggate zum Abfluggate zu kommen, trotz Rollbänder und Bahn. Der 1. Flug war ruhig, jetzt sitze ich wieder in einer A 320, es ist ein ganz klein bisschen schaukeliger. Dieser Flieger ist etwa zu 75% besetzt, der erste war richtig voll. Habe einen Fensterplatz, schaue auf die braune Landschaft, einige Wolken und Dunstschleier. Auf nach Afrika.
21:30 Uhr: Ereignisreicher Tag. Pünktliche Ankunft in Marrakesch. Der Reiseleiter stand bereits am Ausgang. Habe ein gutes Auge, denn im Flugzeug habe ich bereits zwei Frauen als "Mittrekker" erkannt, Andrea aus der Schweiz und Christina aus Dortmund. Fahrt zum Hotel Hotel Amine, gute Mittelklasse, Zimmer mit Bad und WC, sauber, nicht zu klein, meins liegt leider zur Straße, etwas laut. Anfängliche Kommunikationsschwierigkeiten mit Reiseleiter Brahim. "Will jemand etwas essen?" "Ich habe Durst und will etwas trinken." "Ich habe gefragt, ob jemand etwas essen will." Dann wollen alle. Essen im Restaurant gegenüber. Ich esse Käseomelette. Erste Belehrungen von Brahim: "Tomaten, Salat und rohes Gemüse vorsichtshalber nicht essen, Infektionsgefahr. Es liegt am Wasser. Daher immer nur Mineralwasser oder mit Micropur aufbereitetes Wasser trinken."
Brahim verabschiedet sich nach dem Essen. Hinweise für das Verhalten am"Platz" und in der Stadt, vor allem auf Wertgegenstände und Geldbörsen achten, Essensregeln beachten. Beim Taxi immer den Preis vorher aushandeln.
Abendliches orientalisches Treiben am "Jemaa el Fna", kurz "La Place" genannt. Viel zu essen, Schnecken, Orangensäfte, doch wir waren vorsichtig. Fotos müssen bezahlt werden. Heftige Diskussionen mit einem Gebissverkäufer, Daniel sollte für ein Foto mit Schlange, das mit seiner eigenen Kamera geschossen wurde, 10 € bezahlen, hat schließlich zwei bezahlt. Wir tranken Tee und Mineralwasser auf einer Terrasse mit Blick auf den Markt. Da der Kellner nicht einzeln kassieren wollte, gab Doro(the) einen aus. Auf der Rückfahrt im Bus wurde beim Ausstieg dem Eckhard das Portemonnaie mit Ausweis und Karten geklaut. Etwa 500 € Bargeld weg. Prozedur beim Kartensperren, bis die Telefonverbindung klappte. Bin ganz froh, dass wir ein Taxi genommen haben. kostete etwa 2 € pro Person. Jetzt bin ich müde.
 
Sonntag 02. September 2007
20:45 Uhr War wieder ein total spannender Tag. Um 07:45 Uhr Frühstück im wesentlichen nach französicher Art mit Croissants, Weißbrot, Konfitüre, O-Saft, Quark, Müsli, Kaffee, Tee, alles in Buffetform zum Sattessen. Eckhard bekam mehrere spontane Hilfsangebote, entschied sich für das von Doro, damit er nur einen Hauptgläubiger hat. Um 08:30 trafen wir im Hotel unseren Reiseleiter für die Stadtführung. Namen habe ich leider vergessen. War aber recht gut und vor allem lustig. Als erstes haben wir den Sardians Friedhof besichtigt, dann den Bahia Palast mit den Räumen für die vier Hauptfreuen und die 24 Konkubinen. Unter den Räumen Gefängnisse für die Frauen, 24 bis 48 Stunden Haft. Führer meinte, wenn sie keine Lust oder angeblich Kopfweh hatten, wurden sie da hineingesteckt. Interessanate Gebäudefassaden: oben grüne Dachziegel, danach Zedernholz, Stuck und normales Gemäuer. Viele interessante Mosaiken, auch auf den Böden und unter den Decken.
Danach ging's ins Judenviertel, dann in die Souks. Sehr aufregend, wahnsinnig. Kleine Läden, die alles anbieten, Fleisch hing draußen, ganze gebratene oder gekochte Schafs- oder Ziegenköpfe, Färberviertel, Schmiede, Handwerker, Kleidung, einfach alles. Zwischendurch Vortrag in einer Apotheke über Gewürze, Öle, Salben usw. im klimaisierten Raum. Ich bekam eine sehr angenehme Massage für 2 € und habe außerdem für Rita eine Gewürzmischung und für mich eine Natursalbe (Safrancreme) gegen Herpes mitgenommen. Der Glaube wir sie helfen lassen. Sprüche des Stadtführers: "Scharfes Essen tut zweimal weh." "Ingwer hilft gegen 'Maschin kaputt' beim Mann. Minister hat in seinem Palastgarten viel Ingwer angebaut und auch verzehrt, wegen 28 Frauen."
Mittagessen in der Pizzeria Venezia. Habe eine hervorragende Tagine mit Lamm gegessen, leckeres Gemüse, gelbe Kartoffeln. Brahim gab das Programm für morgen bekannt. Fahrt und kleiner Spaziergang um Imlil als erstes Einlaufen.
Am späten Nachmittag habe ich in dem Café, in dem wir gestern gegessen haben, die ersten Karten geschrieben. Danach kleiner Marsch mit Doro, Eckhard, Daniel und Regina in Richtung Stadtmitte bis zu einem einfachen Restaurant, das "Tagine" hieß, und das haben wir dann auch gegessen. Diesmal mit Rindfleisch, etwas angebrannt, aber doch sehr schmackhaft und ganz anders als das gleichnamige Essen am Mittag. Zum Schluss beim Rückweg zum Hotel noch Heineken gekauft, etwa 1,70 € für einen gekühlten halben Liter. Probleme gab es für uns noch, die eingekaufte Dosen (nur in speziellen Geschäftenzu haben) zu leeren, weil wir sie weder wie die Penner draußen noch in einer Ecke des Hotelschwimmbads trinken wollten (bzw. durften) Da blieb dann nur das genügsame, stille und nicht sehr kommunikative "Zechen" auf dem Zimmer, jeder für sich. (War auch nicht erlaubt, fiel aber nicht auf).
 
Trekkingtour
Montag, 03. September 2007
12:40 Uhr: Unser Ausgangspunkt für die Wanderung ist erreicht. Urige Gite d'Etappe. "Chez Ait Idar Mohamed", wir sind die ersten Gäste, die von Wikinger hier untergebracht werden, früher war eine recht bevölkerte Hütte der Unterkunftsplatz. Überall noch ein wenig Baustelle, Klo und Dusche in einer Luke in der Wand auf engstem Raum, nur mit Vorhang abgetrennt, duftdurchlässig, alles recht einfach, aber keine Massenunterkunft, zwei Personen pro Raum. Ich teile mir das Zimmer mit Jim.
Die Fahrt über die Berge ging über enge Straßen, weitgehend ohne Randbefestigung. Rita hätte sicherlich 1000 Ängste ausgestanden, obwohl de Fahrer sehr besonnen und vorsichtig fuhr. Teepause unterwegs, dann Weiterfahrt bis nach Imil, obwohl Ende der Straße, noch sehr touristisch, ist der Ausgangspunkt für viele Trekkingtouren. Heute Mittag wieder Tagine Mouton gegessen, die Portion war diesmal überschaubarer, schmeckte aber sehr gut, Wasser und Kaffee getrunken, danach kurzer Rundgang durch den Ort, überall Einladungen zu Besichtigungen oder Kauf, das ist etwas lästig.
19:00 Uhr. Um Punkt vier haben wir den Rundgang begonnen, er ging einmal ums Dorf über Stock und Stein. Brahim gab nicht gerade die besten Hinweise, wer keine Bergschuhe angezogen hatte, der hatte doch leichte Schwierigkeiten. Hatte den Eindruck, dass er uns sehr gut beobachtete. Andrea wurde von ihm einmal recht derb getadelt, als sie auf einen Stein sprang. Die Belehrung hätte sie sich wahrscheinlich auch gern etwas diskreter gewünscht. Danach 5-Uhr-Tee in der guten Stube der Herberge mit Informationen.
 
Dienstag, 04.September 2007
06:45 Frisch gemacht, so gut das in dem engen "Badezimmer" ging. Dusche funktionierte nicht, längere Toilettensitzung erst einmal verschoben, weil Jim sich auch noch waschen musste. Gestern nachmittag ist bereits unser Koch eingetroffen, der uns ein hervorragendes Abendessen zubereitet hat: Bohnensuppe, Hähnchen mit Pommes, Bohnen, Melone, Tee, danach zusammen gesessen und viel über Marokko und einiges über Brahim erfahren. Modernes Land seit dem neuen König, vorher 40 Jahre Schlaf, vor allem wegen des Innenministers. Heute noch starkes Stammesbewusstsein in der Bevölkerung, Stammhat auch eine Sozialfunktion. Brahim spricht hervorragend deutsch und auch noch einige andere Sprachen, musste als einziger von seinen Geschwistern zur Schule gehen und studieren, weil er sich beim Schafehüten zu dumm anstellte, macht augenblicklich noch ein weiteres Diplom in Deutsch.
17:45 Uhr: Nach dem Frühstück sind wir um 08:00 Uhr aufgebrochen. Brahim legte ein moderates Tempo vor, machte Pausen, wenn sie notwendig waren und passte auf, dass er niemanden verlor. Gegen halb elf erreichten wir den Pas Tizi Mzik, das waren immerhin 760 Höhenmeter ab Imlil. Ich konnte kaum glauben, dass das alles an Aufstieg gewesen sein sollte. Es ist doch ein riesiger Unterschied, ob man einen 20 Kilo schweren Rucksack trägt, oder ob man nur das Tagesgepäck von etwa 5 Kilo dabei hat und den Rest den Maultieren überlässt. Nach einer Pause ging es abwärts nach Tizi Ouseem, 670 Meter runter, Höhe 1830 Meter.
Der "Tisch" (Teppich) war schon bereitet, wir konnten uns ein wenig säubern und nahmen dann auf dem Boden Platz, nicht ohne vorher von Brahim ermahnt zu werden, am "Tisch" und auch in der guten Stube des Gemeinschaftszelts die Schuhe auszuziehen. Kurz darauf gab es ein komplettes Menü mit Käse, Orangendessert und Tee. Ich fühlte mich vor dem Essen etwas kodderig (unterzuckert?), das Koddergefühl wurde mit Cola und Fanta vertrieben, die ein Dorfjunge angeliefert hatte. Trotzdem musste ich nach dem Essen sehr schnell das bereits komplett installierte Zeltklo (mit Steinen eingefasstes Loch in der Erde) aufsuchen.
 
Mittwoch, 05. September 2007
18:40 Uhr: Zunächst noch zum gestrigen Abend. Das Essen nahmen wir im Zelt bei Kerzenschein ein. Vorher habe ich etwas gefroren, die Kerzen haben aber richtig gewärmt. Nach dem Abendessen hat Brahim ein deutsches Märchen vorgelegen."Sechse kommen durch die ganze Welt." Als ich dann im Zelt war und im Schlafsack lag, war es wieder angenehm warm.
Heute bin ich um viertel vor sechs aufgestanden. Strenge Regel: Bis zum Frühstück muß das Zelt abgebaut und verpackt sein, der Rucksack mit dem Hauptgepäck muss ebenfalls verladefertig sein. Viertel vor sieben gab es Frühstück, wieder im teppichbelegten Gemeinschaftszelt. Die Schlafunterlagen im Zelt dienen gleichzeitig als "Sofa" oder"Sitze". Halb acht Abmarsch, Anstieg moderat, obwohl ich zwischen der zweiten und der dritten Pause einige Anlaufschwierigkeiten hatte und wieder ein leicht kodderiges Gefühl in der Magengegend. Letzes Stück bis zum Pass war schattenlos, nahezu schattenlos war auch der Abstieg. Aber schön. Kurz vor zwei waren wir bereits am Ziel. Der Zeltplatz liegt auf einem Plateau, sehr schön gelegen. Der Nachmittag verlief mit Tea-Time, Ruhen, Zeltaufbau, Körperpflege. Jetzt warten wir auf's Abendessen.
 
Donnerstag, 06. September 2007
18:55 Uhr: Heute war ein besonders schöner Tag. Aufstehen, Frühstück wie gehabt, halb acht Abmarsch, gemächlicher Anstieg, mehrere Pässe, Panoramaweg. Daniel, der jüngste Teilnehmer, hat etwas geschwächelt wegen gesundheitlicher und damit auch konditioneller Probleme. Hatte mir morgens schon erzählt, dass es sehr schlecht geschlafen hat. Brahim ließ ihn zwischenzeitlich auf einen Muli packen, dort hielt er es aber auch nicht lange aus, weil es wohl ganz schön schaukelte und zur Seite auch ziemlich abgründig war. Er legte sich bei der Ankunft ins Hauptzelt, jetzt liegt er im eigenen. Gegessen hat er nichts, Christina versucht ihn wenigstens zum Trinken zu bewegen.
Wir waren schon um halb eins heute Mittag am Ziel, in Tindoune. Schöner Zeltplatz. Jetzt singt und tanzt die gesamte Begleittruppe. Tolle Stimmung. Die Sonne ist untergegangen, die Berge sind dunkel und der Himmel ist noch hell. Brahim hat mir Cola und Limo besorgt, die ich jetzt genieße. Hier in der "Wildnis" empfinde ich sie als etwas total Kostbares. Da ich heute schon dreimal das Zeltklo aufgesucht habe, hat mich Christina mit Tropfen versorgt. Die schmecken gut und lassen sich wie ein Schnaps genießen.
Schon der dritte Tag ohne Handy-Verbindung. Rita wird sich Sorgen machen, obwohl ich ihr gesagt habe, dass es mit dem Handy-Empfang Probleme geben könnte. Brahim meint, wenn wir Glück hätten, könnten wir in zwei Tagen wieder Verbindung zur Außenwelt aufnehmen. Vieles auf dieser Tour würde Rita auch gefallen, aber heute auf dem Panoramaweg hätte sie wahrscheinlich wieder Höhenangst bekommen, obwohl sie es sicher konditionsmäßig blendend geschafft hätte.
19:15 Musik Gesang und Tanz haben aufgehört. Das Abendessen wird vorbereitet. Heute ist es viel milder als gestern. Ich habe noch keine dicke Jacke anziehen müssen.
 
Freitag, 07. September 2007
16:50 Uhr: Gleich ist wieder Tea-Time. Ich sitze in einer Nische im Schatten und schaue auf die kleine Zeltstadt herab. Heute habe ich schon mehr als drei Liter getrunken, obwohl es gar nicht so anstrengend gewesen ist. Da wir heute eine Damen- und eine Herrenregion am Fluss eingerichtet haben, konnte ich mich ungestört von Kopf bis Fuß waschen und rieche richtig gut. Fühle mich auch ausgesprochen wohl. Habe es mir mit der Hygiene wesentlich problematischer vorgestellt. Lediglich mit der Toilette ist es etwas unangenehm, da einige Teilnehmer bei starkem Druck wohl Schwierigkeiten haben, das enge Loch zu treffen und eher die Steine einfärben.
18:15 Uhr Gerade habe ich mehrere interessante Aktionen in Bildern festgehalten. Brahim hat Andreas Fuß "operiert", die Blase mit einem getränkten Bindfaden durchzogen, der bis morgen drin bleiben soll. Christina nahm eine Wundbehandlung bei Oman, genannt "Schlitzohr", vor. Dann beobachtete ich noch das Brotbacken im selbstgebauten Steinofen. Die Maultiere sind heute irgendwie etwas verrückt, müssen dauernd verscheucht werden.
Zum heutigen Tag: Da um 06:15 Uhr Frühstück war, mussten wir um 05:20 Uhr aufstehen. 07:00 Uhr war Abmarsch, zunächst eindruckvoller Abstieg in ein Dorf. Brahim erzählte vom Hausbau mit Lehm, Steinen, Mergel und Brettern zum Verschalen. Jedes Haus hat ein gut ausgebautes Gästezimmer, das wird von der Familie als "gute Stube" genutzt, wenn keine Gäste da sind. Jede Familie hat im Durchschnitt etwa 5 Kinder. Anders als bei uns in den Dörfern sieht man deshalb noch jede Menge Kinder. Überall lugen welche heraus und schauen uns nach.
Hinter dem nächsten Dorf entschloss sich Brahim spontan zu einer Routenänderung, steiler Anstieg in eine enge Schlucht, sehr eindrucksvoll, fast korsische Verhältnisse. Auslauf in einem Flusstal. Brahim nahm diese Route, um den Weg über den relativ schattenlosen Pass zu vermeiden, den unsere Maultiere gingen. Brahim war so begeistert, dass er die Route jetzt immer so nehmen wird.
Als wir gegen 13:00 Uhr ankamen, hatte die Crew auch unsere persönlichen Zelte schon aufgebaut. Das war ein toller Service. Daniel hat sich heute leidlich geschlagen, hat mir beim Mittagessen ein Kompliment gemacht, dass ich als ältester Teilnehmer konditionsmäßig sehr gut drauf sei. Seine Anerkennung hat mich gefreut. Heute wieder kein Handy-Empfang. Aber morgen soll's ja vielleicht klappen. Warten wir es ab.
 
Samstag, 08. September 2007
16:20 Uhr: Der versprochene Handy-Empfang auf dem Pass blieb aus. Wieder kein Kontakt nach Hause. Dabei hätte ich so gern ein Lebenszeichen abgegeben und Ritas Stimme gehört.
Heute sind wir erst um halb acht gestartet, weil die Tagestour relativ kurz war. Dafür ging es sofort ziemlich steil bergan. Dann nahm Brahim auch noch eine Abkürzung, aber dafür konnten wir den Schatten länger nutzen. Dann kam der Steilabstieg von fast 1.000 Metern, der wieder etwas an Korsika erinnerte, obwohl der Weg gut begehbar war. Da ich beim Abstieg immer etwas langsamer bin, habe ich mich gefreut, dass Andrea ab und zu auf mich wartete und mich wieder einfing. In Tamsould gab es eine Teepause in der guten Stube einer Familie. Eine Gruppe von Kindern stand auf dem Flur und beobachtete das spannende Ereignis. Brahim goss mit artistischer Leichtigkeit den Tee ein. Der Rest des Weges am Fluss entlang war ein besserer Spaziergang. Als wir um die Ecke bogen, standen die Zelte schon wieder fertig aufgebaut vor uns.
 
Sonntag, 09. September 2007
18:05 Uhr: Wir sind im Zeltlager bei Assarag. Auch der heutige Tag war wieder ein halber Ruhetag. Wir sind erst um 08:00 Uhr gestartet und waren schon um 13:00 Uhr am Ziel, kaum Höhenunterschiede, viel Schatten, Wanderung durch ein Flussbett oder daneben, an Wasserkanälen entlang oder auf der Straße. Viele kleinere Dörfer, ein Lagerhaus (Agadir) besichtigt und erklärt bekommen:viele verschließbare Kammern zur Aufbewahrung der Wertsachen, heute an Bedeutung verloren, früher aber in der Nomadenzeit außerordentlich wichtig.
Nebenan hat eine englische Gruppe ihr Lager aufgeschlagen. Die haben wir heute schon zweimal gesehen. Es sind mehr als wir, sie haben kleinere Zelte und sie benutzen sie mit zwei Personen. Auch das Toilettenzelt ist weniger komfortabel, da es niedriger ist. Man(n) wird erst unsichtbar, wenn man(n) wie frau auch fürs kleinere Geschäft in die Hocke geht.
Heute nachmittag haben wir wieder einen Fluss zum Säubern gehabt. Wir bekamen wieder Besuch von Kindern bzw. jungen Mädchen, mussten ihnen etwas vorsingen. Da das Dorf in der Nähe ist, haben wir oberhalb unserer Wiese viel Publikumsverkehr. Gerade führen ein paar Kinder Turnübungen vor.
Den Nachmittag haben wir mit Waschen, Ausruhen, Teetrinken und kleinem "Wunschkonzert" aus dem MP3-Player verbracht. Jetzt beim letzten Licht geht jeder unterschiedlichen Aktivi- und auch Passivitäten nach: Lesen, weiter ausruhen, Eintragungen machen, Wasser aufbereiten, Radio hören, dösen, unterhalten.
 
Montag, 10. September 2007
18:15 Uhr: Heute sind wir bereits um halb fünf aufgestanden, viertel nach fünf Frühstück und sechs Uhr Abmarsch. Es war gerade etwas hell geworden, als wir losgingen. Zunächst zum Dorf Assarag, dann meistens auf der recht breiten (aber nicht asphaltierten) Straße. Der Touristenstrom nimmt zu und die Bewohner der Dörfer haben sich darauf eingestellt: Cafés und Campingplätze, kleine Geschäfte, Gites und Herbergen, Kinder, die nicht nur Bonbons, sondern auch Zigaretten und Geld für ein Foto haben wollen. Auch mehrere Karawanen von Wanderern, auch Individualisten, einer sogar mit einem Riesensack, ein französicher Tierfreund, der den Maultieren nicht zumuten will, sein Gepäck zu tragen.
Letzter Teil des Aufstiegs abseits der Toruristenautobahn, sehr schön durch eine Felslandschaft, wir waren die einzigen, die diese Alternative der Route wählten. An dieser Strecke saß ein Junge, der von mir Zigaretten haben wollte. Angekommen sind wir oberhalb des Sees, kleiner Abstieg. Ich war hinten und hätte noch fast einen falschen Weg genommen, wenn Brahim mich nicht durch Rufen und Zeichen dirigiert hätte. Christina war einen anderen Weg gegangen, sie war auf der Straße geblieben. Vielleicht hatte sie gedacht, Brahim würde eine anstrengende Abkürzung nehmen, die sie vermeiden wollte. Sie ist beunruhigt, weil sie eine ernste Nachricht von zu Hause bekommen hat, aber nicht zurückrufen kann.
Im improvisierten Café unten am See genehmigten wir uns eine Limonade. Die Engländer waren vor uns eingetroffen und hatten ihr Camp schon bezogen. Außerihnen zelteten noch zwei andere Gruppen. Unser Platz liegt etwas abseits, so dass wir nicht gestört werden. Tee, Mittagessen und späte Tea-Time jeweils mit Blick auf den Lac d'Ifni, da die Seitenwände unseres Zelts hochgezogen waren. Ifni hieß auch der letzte Ort, durch den wir gekommen sind, in dem wir den starken touristischen Einfluss bemerkten. Am Nachmittag schwimmen und waschen im See. Ich habe mich zum ersten mal seit Trekkingbeginn rasiert.
Jetzt wieder allgemeines Relaxen. Liege im Gemeinschaftszelt und schreibe. Eckhard schläft, Christina liest und Daniel hört Radio aus meinem Weltempfänger. Brahim spricht nicht nur sehr gut deutsch sondern auch Kölsch: Jede Jeck is anders." Er kennt das gesamte kölsche Grundgesetz, u.a. "et is noch immer jut jejange", "drink doch eene mit."
 
Dienstag, 11. September 2007
Tagesverlauf: Halb vier aufstehen, viertel nach vier Frühstück, fünf Uhr Abmarsch, rauf zum Pass Titzi, ziemlich steil, felsig, Korsika lässt grüßen, wenige, kurze Pausen, aber alles ist gut zu packen. Runter ist weniger angenehm, Andrea wartete wieder auf mich, sehr steinig bis zur Neltener Hütte in 3.200 m Höhe. Viel Betrieb an der Alpenvereinshütte, eine Cola vor der Hütte. Am Zeltlager wird Christinas Rückreise arrangiert. Sie hatte mit mehrtägiger Verspätung die Nachricht vom schweren Herzinfarkt ihrer Mutter mit Bypassoperationen gehört. Getrübte Stimmung bei ihrer Verabschiedung. Irgendwie war sie auch auf Brahim sauer, weil er ihr keine Möglichkeit zum Telefonieren ermöglicht hatte. Möchte nicht in ihrer Haut stecken, in der Stimmungslage nach der vollen Tagesetappe noch eine weitere dranzuhängen und dann noch mit dem Taxi nach Marrakesch zu fahren...
Schon am Nachmittag wurde es unangenehm kalt. Nebel und Wolken zogen auf. Abendessen im Gemeinschaftszelt im Schlafsack. Frühes zu Bett-Gehen, denn Aufsteh- und Abnmarschprogramm für morgen entsprechen dem heutigen Tag. Draußen weht ein starker Wind, die Zeltplanen flattern und machen Krach.
 
Mittwoch, 12. September 2007
Eine kleine Erleichterung gegenüber dem Vortag gab es doch: wir brauchten erst um vier Uhr aufzustehn, weil wir ja keine Zelte abbauen mussten. Im Dunkeln geht's los, meine Taschenlampe ist außer Betrieb, weil die Batterie schwach geworden ist. Orientiere mich an meinen Vormarschierern, das geht leidlich, obwohl die Strecke sehr felsig ist. Nach Sonnenaufgang wird alles überschaubarer. Blicke zurück zum "Basislager", Weg ist ständig ansteigend. Der Aufstieg bereitet mir keine Probleme, Raucherin Doro hat einige Konditionsschwierigkeiten, die aber gemeistert werden, mit Anfeuerungsrufen von Brahim und gutem Zureden vom Rest der Truppe. Schätze, wir sind so gegen 10:00 Uhr oben angekommen. (fast 1000 Höhenmeter) Reger Betrieb am 4167 m hohen Gipfel. Große Freude, Umarmen und Glückwünsche, jede Menge Fotos. Fantastische Sicht nach allen Seiten, sogar bis zum Rand der Sahara.
Der Abstieg ist etwas beschwerlich, meine Kondition ist bombig. Absolut keine Probleme trotz Steilheit, Felsen, Schotter. Kurz nach eins sind wir wieder an der Hütte des französischen Alpenvereins. Wieder Cola und Limonade als verdiente Belohnung für die Leistung und als Gegenmittel für die Unterzuckerung.
 
Donnerstag, 13. September 2007
Heute war der letzte Trekkingtag. Diesmal ging es fast menschlich zu. Aufstehen erst um halb sechs, Abmarsch erst um sieben. Sehr angenehmer Weg nach Imlil. Hätten auch den längeren von sieben Stunden über die Höhen nehmen können, haben uns aber dann doch für den von vier Stunden entschieden. Es war eine schöne Wegführung in den Talkessel hinab, vorbei an der Marabu Wallfahrtsstätte. Jim war auch irgendeinem Grund unterwegs genervt, schickte alle Leute weg, die hinter ihm gingen, weil ihn das nervös machte. Am Tag vorher war er schon ein wenig "höhenkrank", weil er sich immer den falschen Gruppen anschloss, bis Brahim ihn darauf aufmerksam machte. Gegen halb zwölf waren wir in Imlil. Unsere Versorgungsmannschaft hatte bereits die Feldküche errichtet und den Teppichtisch vorbereitet. Nach dem Mittagessen Abschiedsfoto und Verabschiedung, natürlich mit ordentlichem Trinkgeld, von den Mulibesitzern und dem Koch. Wir betonten noch, wie sehr wir mit der Crew zufrieden waren, hielten unseren Dank auch schriftlich auf dem Umschlag fest. Brahim teilte um allerdings mit, dass keiner von ihnen lesen und schreiben konnte.
Nach dem Essen war alles schnell zusammengepackt, die Mulis schafften unser Gepäck zur Straße, Aufladen um 15:00 Uhr. Im Hotel Amine in Marrakesch Säubern in der Wanne (habe diesmal ein ruhigeres Zimmer) und relaxen am Pool, abends Essen im Restaurant Marrakesch, recht teuer, sehr stilvoll, doch touristisch aufgemotzt, viel Personal, Bauchtanz als Einlage, kleiner Bummel über den Platz mit Abschlusstee, heute gibt es noch alles, morgen ist Ramadan. Gegen 23:00 Uhr liege ich im Bett.
 
Freitag, 14. September 2007
Frühstück erst um 9:00 Uhr. habe mit Doro und Andrea draußen gesessen. Danach sind wir zum Jardin Majorelle, einem botanischen Palmen- und Kaktusgarten gefahren. Dann das Erlebnis Hamman. Saunaartiger Raum zum Ausschwitzen, danach wurde ich eimerweise mit Wasser übergossen, dann musste ich mich auf den Boden legen, Einseifen mit Massage, bis zu den Finger- und Zehenspitzen. Abschlussnmassage mit Noppenhandschuh. Nochmals Wasssergüsse, diesmal kalt. 75 D Eintritt und 40 D Trinkgeld (weil der Masseur nach 20 immer noch traurig guckte.)
Nachmittags wieder am Pool, Pizza von der Poolbar. Fastenzeit hat begonnen, das Restaurant gegenüber bietet keine Speisen an, aber im internationalen Hotel merkt man nichts vom Ramadan. Deshalb war es gegen halb sechs auf dem Platz und in den Souks sehr ruhig, die Geschäfte machten weitgehend zu, alle wollten Verkäufer nach Einbruch der Dunkelheit zu den Familien um zu essen. Trotzdem gelang es mir mit Andreas Hilfe noch einige Souvenirs zu kaufen.
Abendessen in einem stilvollen Restaurant, dessen Namen ich leider vergessen habe. Ruhiger und viel schöner als das Marrakesch vom Vorabend. Ich habe wieder nach alter Tradition Tagine d'Agneau gegessen. War wesentlich preiswerter als am Vortag.
 
Samstag, 15. September 2007
Nach dem Frühstück noch einmal Fahrt in die Stadt und Gang durch die Souks. Dann zurück zum Hotel. Gepäck einladen, Abschied von Brahim am Flughafen, der mit dem Moped hinterhergefahren war. Den Dank hatten wir auf dem Umschlag formuliert, denn Brahim kann ja lesen. In Madrid Abschied von Andrea, dann von Regina, Eckhard und Jim. Doro und Daniel flogen noch mit bis Düsseldorf...
Tagebuchaufzeichnungen, überarbeitet
Die Tour wurde veranstaltet u. organisiert von Wikinger Reisen, Kölmer Straße 20, 58135 Hagen
www.wikinger-Reise@de

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