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Der Schwarzwald-Radweg
Seibelseckle an der Schwarzwaldhochstraße
Seibelseckle

Der Schwarzwald-Radweg- die radsportliche Ergänzung zum berühmten Westweg 

Freitag, 18.10.2002

22:50 Uhr: Um 18:00 Uhr tankte ich voll, dann ging's auf die Autobahn, Auffahrt Dortmund-Bodelschwingh. Das Wetter war äußerst schlecht, einige ganz schlimme Schauern, wenig Sicht. Trotzdem kam ich gut durch, um 22:20 Uhr war ich in Karlsruhe-Stupferich im "Goldenen Lamm", dem Gasthaus, das ich stets gern als Startpunkt für die Radwanderung nehme. Der Wirt bot mir sogar noch etwas zu essen an. Diesmal bekam ich eines der Komfortzimmer im Gästehaus gegenüber. Ich freue mich auf die "Genussstrecke mit Biss", obwohl das Wetter wahrscheinlich noch nie so schlecht war wie diesmal. Am anderen Tisch sitzen noch ein paar Kartenspieler, die gerade Schluss gemacht haben, falsch, gerade nehmen sie das Spiel wieder auf.

Samstag, 19.10.2002

12:52 Uhr: Heute fahre ich eine Rekordzeit. Ich bin schon an der "Plotzsägmühl", so früh war ich noch nie hier. Das neue Fahrrad fährt super. Die 400 Höhenmeter nach Dobel habe ich gut geschafft, der Forstweg auf dem letzten Stück war gut befahrbar. Konnte gar nicht glauben, dass ich schon am Ortsrand war. Eine Apfelschorle bei Schlecker und schon ging's weiter. Die "Talwiesenschenke" war leider geschlossen, aber mit der "Plotzsägmühle" bin ich auch nicht schlecht bedient. Der Vesperteller für 7,50 € war jedenfalls so umfangreich, dass ich den Rest der Wurst einpacken musste. An der "Plotzsägmühl" sollte man immer einkehren, schon deshalb, weil für alle Gäste kein Verzehrzwang besteht, was man in der heutigen Zeit nur selten findet. Und der Wirt Manfred Kübler kämpft immer noch den Kampf eines Don Quichote gegen die Windmühlen der Behörden...

PlotzsägmühlPlotzsägmühl

17:23 Uhr: Ein bisschen reitet mich heute der Teufel, aber ich will noch bis Hundsbach kommen. Vielleicht bekomme ich ja in der "Forelle" ein Zimmer. Anrufen konnte ich bisher nicht, weil ich kein Netz kriege. Im Augenblick sitze ich im Hotel "Wasserfall" in Raumünzach. Altes Haus im guten Zustand, wird wohl viel an Heizkosten verschlingen. Von der "Plotzsägmühl" ging es noch etwas höher, danach wieder hinunter ins Murgtal. In Forbach habe ich die überdachte Holzbrücke nur von oben bewundert, auch im "Löwen" bin ich diesmal nicht eingekehrt. Sehr schön war der Weg hinter Forbach, hier entwickelt die Murg ihre ganze Romantik.

20:07 Uhr: Ein wenig erschlagen bin ich heute schon, aber ich habe ja noch nie soviel am ersten Tag des Schwarwaldradweges geschafft. Und ich bin wirklich bis zur "Forelle" in Hundsbach gefahren, kam dort kurz vor 19:00 Uhr an. Das Zimmer hat nur eine nachträglich eingebaute Dusche, aber es ist preiswert und schön warm.

Forellen beim Gasthaus Forelle in Hundsbach

Sonnstag, 20.10.2002

10:38 Uhr: Wieder ein absoluter Rekord. Bin schon am Seibelseckle. Pünktlich um 8:00 Uhr saß ich in der "Forelle" am Frühstückstisch, es gab sogar ein kleines Buffet. Die Oma servierte den Kaffee. Ich glaube, in der "Forelle" werde ich noch häufiger übernachten. Um halb neun war ich auf der Piste. Es hatte etwas gefroren, ich musste die Handschuhe anziehen und die Ohren mit dem Stirnband schützen. Ohne abzusteigen kam ich, teilweise aber nur mit einer Geschwindigkeit von 5 km/h, am Hundseck an. Das ehemalige Kurhotel gammelt vor sich hin. Schade. Weiter bis Untersmatt, keine Pause in der "Tanne", weil es noch so früh war. Auch am Mummelsee sorgte ich nicht für einen zusätzlichen Reichtum von Herrn Dieterle. Der Mummelsee begann zu dieser frühen Zeit gerade, sich in den Rummelsee zu verwandeln. Hier im Seibelseckle ist es urig und gemütlich. Es ist auch ein Treff für Wanderer und Motorradfahrer.

Kitsch am Mummelsee

13:38 Uhr: Ankunft in Kniebis. Es klappt hervorragend. Ich überlege schon, ob ich noch über Zwieselberg hinaus fahren soll. Habe eben einen Trick gemacht. Habe den Radweg verlassen, um nicht wieder ins Tal hinunter und dann rauf zu fahren. Bin ab Ruhestein auf der Straße geblieben, vorbei am Schliffkopf, es war zwar reger Autoverkehr, aber auch nicht mehr als auf der Route de Créte in den Vogesen. Habe jedenfalls zwischen ein und zwei Stunden herausgeholt.

Hotel Alexanderschanze

19:50 Uhr: Pünktlich vor dem Dunkelwerden kam ich in Wolfach an. Das war heute wieder eine Mammuttour. Um 14:15 bin ich in Kniebis abgefahren, bis Wolfach waren es noch knapp vierzig Kilometer. Nach Zwieselberg zogen sich die 30 Kilometer noch ganz schön, es ging durch den Wald, ich traf keinen Menschen, anstrengend war es auch, doch nicht soviel Höhenunterschiede und deshalb gut machbar. Ich bedauerte nur, dass ich im "Hirsch" in Zwieselberg keine Schwarzwälder Kirschtorte bekommen habe, auf die ich schon den ganzen Tag Appetit hatte. Mein neues Fahrrad ist Spitze, wenn ich mich nicht gerade verschalte, schaffe ich jede Steigung bis etwa 12%. Zum Schuss noch die berühmten 7 km Abfahrt ohne zu treten. Nur kühl war es inzwischen geworden. Das Zimmer im Gasthof "Hecht" (schönes Fachwerkhaus) ist teuer, das Essen hervorragend.

Montag, 21.10.2002

12:30 Uhr: Ich bin gerade in der "Schönen Aussicht" am Karlstein angekommen. Den Umweg mache ich auch nicht nochmal. Es ging richtig schön zur Sache (hoch und steil) und dabei durch tiefen Schlamm. Als ich in Wolfach losfuhr, regnete es schon. Super haben sich die Schuh-Waden-Gamschen bewährt, die Rita mir geschenkt hat. In Hausach und Haslach nur jeweils eine kurze Pause für eine Apfelschorle, dann kam nach Mühlenbach wieder der Wahnsinnsaufsteig zum "Landwassereck". Kapituliert habe ich bei den 20% zwischen dem letzten Bauernhof und der Schranke. Wie vermutet, hatte das "Landwassereck" leider Ruhetag. Sonst hätte ich den Abstecher zur "Schönen Aussicht" nicht zu machen brauchen.

20:10 Uhr: Ich bin in Neueck im Gasthaus "Hirschen" geblieben. Vielleicht hätte ich es noch bis zur "Kalten Herberge" geschafft, aber es reichte, das Wetter war einfach beschissen. Aus Schonach war ich ganz schnell wieder hinaus, die Pause am "Küferhaus" machte Spaß, weil ich trotz des schlechten Wetters unkonventioneller Weise draußen saß, unter der Überdachung, zusammen mit der Katze. die meine Nähe suchte. Auf dem Weg zu den 7 Raben habe ich wieder ein Stück schieben müssen, genau an der gleichen Stelle wie im letzten Jahr. Das Gasthaus "Hirsch" gefällt mir ausgezeichnet, das Zimmer ist urig und gemütlich, auch hier war ich nicht zum letzten Mal.

Dienstag, 22.10.2002

19:30 Uhr: Ich bin am Feldbergbass, gegenüber der Jugendherberge Hebelhof beim Italiener. Kein Problem mit dem Zimmer."Die Deutschen sind faul, wenn schlechtes Wetter ist, haben sie immer geschlossen...Morgen kann ich kein Frühstück machen, weil Ruhetag ist." Zum heutigen Tag: Kurz nach der Abfahrt oberhalb des Hexenlochs konnte ich die Regenkleidung ablegen. Es war heller geworden, an der "Kalten Herberge" kam bereits die Sonne raus, vor dem "Engel" in Hochberg kam ich ins Schwitzen. Die uralte Oma vom "Engel" lebt noch, sie putzte gerade die Fenster, als ich kam. Auf dem Weg nach Neustadt habe ich mich diesmal nicht verfahren, kam richtig gut in den Ort. Bei einem starken Regenschauer konnte ich mich zum Glück unterstellen, auf dem Weg nach Saig waren kurze Schiebestrecken unvermeidlich. Im "Ochsen" aß ich eine Schinkenplatte, politische Diskussion am Nebentisch: "Die Lehrer müssen höher bezahlt werden, sonst können sie ihre Freizeit nicht finanzieren." Wenn die wüssten, wie wenig Freizeit während der Schulwochen bleibt, aber das wollen sie wahrscheinlich gar nicht wissen.

Ab Bärental habe ich nicht geschummelt, nahm den Originalweg zum Feldsee und fuhr dann zur Passstraße hoch. Unterwegs hat es schön geschüttet, so dass ich sogar einen Umweg über den Raimartihof gemacht habe, um mich ein wenig aufzuwärmen und um trocken zu werden. Hier beim Italiener aß ich natürlich eine Pizza, ganz hervorragend. Es geht mir gut.

Donnerstag, 24.10.2002

Es geht mir schlecht, aber wieder etwas besser. Schwerer Sturz gestern. Bin im Krankenhaus in Schopfheim. Zehnte Rippe rechts ist gebrochen. Prellung am Kopf, musste genäht werden. Habe die Nacht auf der Intensivstation verbracht, schlecht geschlafen wegen der ständigen Überwachung des Blutdrucks. Zum gestrigen Tag: Absolutes Mistwetter bei der Abfahrt am Feldbergpass. Kein Frühstück. Starker Wind. Fast Orkan. Kaum Sicht. Todtnauer Hütte im Nebel, Einkehr. Hausplatte zum Frühstück. Bei der Weiterfahrt wurde ich nass und nässer. Dicker Regen in Todnauberg. Hinter Multen passierte es: abschüssige Strecke im Wald, Schlamm auf dem Weg, Schmier an den Felgen. Die zu weit abgenutzten Bremsklötze packten in dieser Situaion nicht mehr. Ich wurde schneller und schneller. Ich rief noch: "Ich will nicht stürzen!", dann fiel ich schon. Hart. War auf der rechten Seite gegen den Berg geprallt. Ich tastete und spürte Blut. Leider musste ich noch runter bis zur Straße. Sicher hatte ich auch einen Schock. Am Gasthaus " Zum Maien" in Niederböllen rief man sofort einen Krankenwagen. Dann schickte man die Kinder weg, damit sie das Blut nicht sahen. Bei der Fahrt fror ich furchtbar, ich zitterte trotz der Decke, mit der mich die Rettungsleute zugedeckt hatten. Im Krankenhaus wurde das Röntgen zur Tortur, weil ich starke Schmerzen hatte. Zum Glück keine Gehirnerschütterung und auch kein Schädelbruch. Die Polizei nahm noch vor dem Nähen ein kurzes Protokoll auf, der Polizist war aber beruhigt, als ich ihm den Hergang schilderte. "Kein Fremdverschulden" Kurz nach dem Nähen der Wunde rief ich Rita an: "Ich bin gestürzt und im Krankenhaus. Mach dir keine Sorgen, es ist nicht so schlimm." Der Arzt der inneren Abteilung untersuchte mich noch, um auszuschließen, dass ich unterwegs wegen eines Herzversagens gefallen war. Heute morgen kam ich auf das normale Zimmer. Ich sehe schlimm aus im Gesicht.

Freitag, 25.10.2002

08:00 Uhr: Habe recht gut geschlafen und auch geduscht. Die Nachtruhe wurde nur einige Male gestört, weil mein Zimmernachbar unter Verstopfung litt und fast die ganze Nacht auf dem Pott verbrachte, weil er immer wieder probierte, ob es mit dem Stuhlgang klappte. Wenn es nicht besser wird, bekommt er heute Abführtropfen. Der andere Bettnachbar hat gerade eine Flasche Bier zum Frühstück bekommen, auf Krankenschein. Scheint Alkoholiker zu sein. Ich sehe noch furchtbarer aus als gestern Das Gesicht ist geschwollen, das Auge blutunterlaufen. Mit dem Oberarzt Franz Trefonski bin ich sehr zufrieden. Auch die Pflege durch die Schwestern ist gut.

Samstag, 26.10.2002

22:00 Uhr: Ich bin wieder zu Hause. Elfie und Rita haben mich abgeholt. Ich erwartete sie vor dem Krankenhausportal, wurde aber nicht sofort erkannt. Rita dachte zunächst:"Wie sieht der Patient denn aus? Ach, das ist er ja." Ich wurde halb liegend auf den Vordersitz transportiert. Beim Gasthaus " Zum Maien" holten wir mein Fahrrad ab, das kaum beschädigt war, in Stupferich holten wir das Auto, das Elfie nach Hause fuhr. Auch der Wirt vom "Goldenen Lamm" erkannte mich erst beim zweiten Blick. Jetzt gehe ich ins Bett, habe schlecht geschlafen, weil bei meinem Zimmernachbarn im Krankenhaus die Abführtropfen wirkten. Der Alkoholiker hat geschnarcht, nachdem er seine Ration von drei Flaschen auf Krankenschein gewaltig durch Nachkäufe am Kiosk aufgestockt hat.

Tagebuchaufzeichnungen, überarbeitet

Nachtrag am 18 Januar 2007

Bei der Überarbeitung der Tagebuchaufzeichnungen hatte ich das gesamte Unfallgeschehen wieder plastisch vor Augen. Zunächst muss ich feststellen, dass ich unwahrscheinlich Glück gehabt habe. Bei dem harten Aufprall hätte ich das Bewusstsein verlieren können, ich glaube nicht, dass an diesem regnerischen Tag noch irgendjemand die abgelegene Waldstrecke gefahren oder gegangen wäre und mich gefunden hätte. Was wäre gewesen, wenn ich nicht mehr hätte gehen können? Einen Netzanschluss für das Handy hatte ich nicht. Oder wenn unterwegs der Kreislauf versagt hätte, wenn das Gasthaus nicht so nah gewesen wäre? Viele Fragen und schließlich Dankbarkeit, dass alles doch noch relativ glimpflich abgelaufen ist.

War der Unfall vermeidbar? Die Wetterbedingungen und die Bodenverhältnisse waren äußerst schlecht. Vielleicht hätte ich besser einen Ruhetag eingelegt oder in Multen Schluss gemacht. Vielleicht. Aber eines habe ich gelernt. Bei einer solchen Strecke wie dem Schwarwaldradweg mit vielen Höhenmetern und Abfahrten hätte ich auch bei einem neuen Fahrrad zwischendurch die Bremsgummis kontrollieren sollen. Ohne Ersatzbremsklötze fahre ich seither nicht mehr. Bei Abfahrten bin ich ängstlicher geworden und steige auch schon mal ab. Allein fahre ich aber immer noch, denn für die Freiheit der eigenen Entscheidungen und der Unabhängigkeit bei einer Tour muss man auch ein gewisses Risko auf sich nehmen, und passieren kann immer etwas, auch im Kurpark von Bad Neuenahr.

Der Schwarzwaldradweg ist neben dem Rennsteig mein Lieblingsradweg geblieben, zweimal bin ich ihn seither wieder gefahren, und hoffe, ihn noch oft fahren zu können. An der Unfallstelle oberhalb von Böllen lege ich aber jedesmal eine "Gedenkminute" ein und danke meinem Schutzengel...

Informationen zur Wanderstrecke:
Der Radwanderweg beginnt in Karlsruhe am Hauptbahnhof, und zwar am Südausgang. Dort wird man ohne Schwierigkeiten die Markierung, die berühmte rote Raute des Westwegs mit einem Fahrrad darunter, finden. Die Markierung ist durchgängig gut, so dass sich keine Orientierungsprobleme ergeben. Ich bin meistens im Vorort Stupferich gestartet, weil ich dort besser mein Auto abstellen konnte. Stupferich ist mit dem Bus erreichbar, auf Anfrage durfte ich mein Fahrrad mitnehmen. Der Weg endet in Lörrach bzw Basel, Badischer Bahnhof. Bahnrückfahrt unproblematisch

Tourenlänge: 350 Kilometer, Höhenunterschiede: 4.750 Meter Tagesetappen: 5 bis 8

Übernachtungsmöglichkeiten/-empfehlungen (alle am bzw nah am Weg)
Gasthaus-Hotel Zum Goldenen Lamm, 76228 Karlsruhe-Stupferich (0721) 947550
Landgasthof Waldhorn, 75796 Forbach-Gausbach (07228) 91870 (02364)
Gasthof Zum Löwen, 76594 Forbach (07228) 2229 (bis auf weiteres geschlossen)
Gästezimmer Lisa Wunsch (Privat) Klammstraße 18, 76596 Forbach (07228)794
Gasthaus Forelle, 76596 Forbach-Hundsbach (07220) 223
Hotel Hirsch 72250 Freudenstadt Zwieselberg (07441) 860190
Hotel Zum Hecht, 77709 Wolfach (07834) 538
Hotel Zur Eiche, 77756 Hausach (07831) 229
Gasthaus Zum Landwassereck, 79215 Elzach-Oberprechtal(07682) 909027
Naturfreundehaus Küferhäusle, 78141 Schönwald (07722) 5182
Höhenhotel Goldener Rabe (07723) 7397
Landgasthof Zum Hirschen, 78120 Neukirch (07723) 7412
Gasthaus Kalte Herberge, 78147 Vöhrenbach/Urach (07723) 7389
Gasthof Bierhäusle, Feldberg-Falkau (07655) 306
Berggasthof Wasmer, Feldbergpass (07676) 230
Hotel Sternen, 79674 Todtnauberg (07671) 210
Berghotel Wiedener Eck, 79695 Wieden (07673) 9090
Markgräfler Hof, Neuenweg (07673)889767
Greterhof, 79691 Neuenweg (07673) 7450
Gasthaus Storchen. 79400 Kandern (07626) 7577