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Hermannsweg im Winter 2009  

Hermannsweg verschneit
Auf den Hermannshöhen


 

Samstag, 26.02.2009
19:10 Uhr: Wir haben kurz vor 17:00 Uhr Bevergern erreicht. Die Strecke war viel länger, als wir gedacht haben. Wir haben mit 12 km gerechnet, es waren aber etwa 16. Alle Züge waren pünktlich, so dass wir um 11:15 in Rheine am Bahnhof starten konnten. Bereits in Bahnhofsnähe entdeckten wir das weiße "H", unsere Wegmarkierung. Die Altstadt war sehenswert, man kam gut aus der Stadt raus, der Weg führte ein Stück an der Ems entlang, über die Eisenbahbrücke kamen wir auf die andere Flusseite.

Rheine Altstadt Rheine Partie an der Ems

Es folgte eine Strecke durch flaches Land, manchmal etwas Wald, dann wieder heideartig. Bei Gellinghausen machten wir an einer Hütte eine Pause, Odo hatte wieder gebratene Hähnchenschenkel (heißen bei uns im Ruhgebiet Hähnchenbollen) mitgebracht, die gut zum Aufgesetzten passten.

Fröhliche Wanderer auf dem Hermannsweg

Für eine Einkehr machten wir einen Schlenker über Elte. Im Gasthaus "Zum Splenterkotten" zeigte man sich recht unflexibel, auf jeden Fall bekam Klaus keinen Kuchen, weil es erst kurz nach 14:00 Uhr war. Allein wär er gleich wieder rausgegangen. Wir blieben aber trotzdem. Gegen 15:00 Uhr gingen wir weiter, kurz vor Beverern nahmen wir dann noch eine Abkürzung, kamen beim Dunkelwerden an.

Schnapspause GellinghauseGasthaus zum Adler Bevergern

Im Gasthaus "Zum Adler" war und ist immer noch viel los. "Das ist noch gar nichts, wochentags ist es manchmal noch mehr", meinte ein Gast. Man feiert die Steinigung des heiligen Stephanus, des ersten Märtyrers. Viele Gäste sind seit dem Frühschoppen da, die Mittagspause fiel aus. Trotz des Betriebes hat die Wirtin, Frau Maria Neier, für uns ein Abendessen vorbereitet, obwohl die Bedienung uns erst nach auswärts schicken wollte.
20:30 Uhr: Wir haben das Essen genossen, obwohl es im Gastraum immer lauter wurde. Aber das war einfach deftige münsterländer Küche, alles hausgemacht: Vorsuppe, Salat, Erbsen und Möhren, Kartoffeln, Soße, jede Menge kleine Rinderroulladen, kleine Schnitzel, Nachtisch- für elf Euro pro Person. Für 80 cts. gab es einen westfälischen Verdauungskräuterschnaps, d.h. den ersten brauchten wir gar nicht zu bezahlen, der kam von der Wirtin.
Als die Musik mächtig aufdrehte und in Inhalt und Dimension die Qualität des "Sauerlandsterns" erreichte, fragten wir uns, was der Tod eines Märtyrers mit ausgelassener Stimmung zu tun hat, und flüchteten wir dann ins Bett. Zum Glück waren die Zimmer auf der anderen Seite, so dass man kaum noch etwas hörte, d.h. Kurt schlief nicht so gut, weil Odo furchtbar schnarchte, Klaus hörte draußen singende Gäste gegen ein Uhr.

Bevergern Abendstimmung

 

Sonntag, 27.12.2009
Das Frühstück ließ keine Wünsche offen, jede Menge Wurst, Schinken, Käse, Brötchen, Brot und westfälisches Pumpernickel. Frau Neier war schon wieder aktiv, obwohl sie erst um ein Uhr ins Bett gekommen war, die Bedienung hatte sogar bis halb drei gearbeitet. Als besonderen Service bekamen wir noch Butterbrottüten, damit wir uns Verpflegung für unterwegs einpacken konnten. Das Gasthaus "Zum Adler" in Bevergern können wir uneingeschänkt weiterempfehlen.

Früchstück im Adler Bevergern


Viertel vor neun waren wir wieder auf der Piste. Wir wollten in Richtung "Nasses Dreieck", dort, wo Dortmund-Ems-Kanal und Mittelandkanal zusammen kommen. Wir fragten mehrere Leute nach dem Weg, jeder schickte uns in eine andere Richtung und hatte auch noch Alternativen parat. Doch bald hatten wir das "H" wieder, nach dem wir uns orientieren konnten. Leider führte der Weg aber oben rum, wir wären lieber am Kanal entlang und dann zur Millionenbrücke gegangen. Nach der Millionenbrücke ging's aufwärts, die Aussicht an der "Schönen Aussicht" war etwas eingetrübt. Halb eins waren wir an den Dörenther Klippen. Die Meinungen über das Lokal gingen etwas auseinander, Klaus schimpfte wieder, weil er keinen Kuchen bekam, Kurt und ich fanden es aber nicht schlecht, obwohl Andechser Bier ja nun nicht gerade in diese Gegend passt. In der Nähe der Klippen gings weiter. Klaus machte noch einen kurzen Abstecher zum "Hockenden Weib", es fischte jedoch gerade im Trüben.

Dörenthe Klippen

Auf einem schönen Weg kamen wir nach Brochterbeck. An einer Hütte haben wir eine Glühweinpause gemacht, dazu gab es Kurts leckere Plätzchen. In diesem Jahr hat er den Anteil der Selbstgebackenen deutlich erhöht, der Aldi-Anteil liegt höchsten noch bei 10 Prozent. Als wir um viertel vor fünf am Stadtrand von Tecklenburg ankamen, sind wir gleich in der "Bismarckhöhe" beblieben und haben bei dem anderen Hotel abgesagt, weil es am entgegengesetzten Ende der Stadt lag. Wir zahlen 37,50 pro Person für das Zimmer. Lecker war das Abendessen, Entenbraten mit Beilagen, Vorsuppe und Gewürznachtisch zum Sonderpreis von 13,50 € für Hausgäste. Am Nebentisch saß noch eine größere Wandergruppe. Bei denen bekamen wir eine Unterkunftsempfehlung für Bad Iburg, "Altes Gasthaus Fischer-Eymann".

GlühweinGlühwein vor Brochterbeck

 

Montag, 28.12. 2009
An der Bismarckhöhe sind wir bereits im Regen losgegangen. Tecklenburg war trotz Regen schön, viele sehenswerte Fachwerkhäuser.

TecklenburgTecklenburgTecklenburgTecklenburg Stadttor

Der Weg nach Leeden war etwas öde, ging mehrfach über Asphalt, war an anderen Stellen matschig. Eine Sehenswürdigkeit ließen wir links liegen, den Germanenpark Tecklenburg am Hermannsweg 9. Obwohl wir eingeladen wurden, uns umzuschauen, gingen wir weiter, vor allem wegen des schlechten Wetters, so haben wir Hermanns Tusnelda verpasst. Aber ein Foto des "Kleinen Hermann", machten wir doch. Und auch Odin wurde digitalisiert.

Hermann im Germanenpark TecklenburgOdin im Germanenpark


Hinter Leeden gab es einige Bögen, und auch Leeden liegt ja um einiges aus der Richtung. Wir ärgerten uns, dass wir nicht die Abkürzung genommen hatten. In der Nähe der Bahn in der "Hütte des Westfälischen Friedens" machten wir eine Pause. Die Hütte ist zwar ein Kunstwerk, dafür lässt die Funktionalität sehr zu wünschen übrig. Auf jeden Fall ist das "Dach" nicht dicht, Bänke und Tisch werden nass und der Fußboden ist glitschig.
Weiter mit leichten "Aufs" und "Abs" ging es wir zum "Malepartus", ein Name, der auf den Fuchsbau, u.a. bei Goethe, beruhen soll. Hier findet man Bayern in Westfalen. Odo war bereits eine halbe Stunde vor uns eingetroffen und verzehrte eine Portion Weißwürste mit süßem Senf. Auf der Karte standen jede Menge bayerische Gerichte, auch die Schweinshaxe fehlte nicht. Es gibt mehrere bayerische Biersorten, wir tranken "König Ludwig Dunkel". Es waren nahezu alle Tische besetzt, gut, dass Odo uns schon Plätze reserviert hatte.

Stift LeedenMalepartus

Gegen 16:00 Uhr gingen wir weiter, wegen des guten Wetters war es noch recht lange einigermaßen hell. Unterwegs überschritten wir die Landesgrenze nach Niedersachsen. Odo und Klaus hatten sich kurz darauf in einer Hütte versteckt, ich hatte trotzdem die richtige Nase und bekam einen "Aufgebovic", eine Mischung aus Aufgesetztem und Slibovic serviert. Kurt war vorbeigegangen, obwohl er gerufen wurde, hatte er nicht reagiert.

AbendsonneGrenze anch Niedersachsen

Der Abstieg nach Iburg war noch recht kriminell, inzwischen war es stockdunkel und ziemlich glatt. Klaus legte sich unten am See richtig hin und verprellte seinen eigenen Arm. Beim "Fischer-Eymann" kamen wir erst gegen 18:00 Uhr an, Kurt saß bereits am Tisch. Er hatte auf dem letzten Teil die Hauptstraße genommen und so das Glättestück am See umgangen. Auch in diesem Haus haben wir wirklich gut gegessen, die drei Grünkohl mit unterschiedlichen Beilagen und in verschiedenen Preisklassen, ich habe mir eine große Portion Gänsebraten mit sehr leckeren Beilagen gegönnt. (Rotkohl, Knödel, Backobst) Gegen 22:00 Uhr waren wir im Bett. Da ich bisher mit den Ohrenstöpseln Odos Schnarchen einigermaßen ausgehalten habe, wählte ich ihn wieder zum Zimmernachbarn.

Fischer Eymann Bad IburgFischer Eymann Bad Iburg

Dienstag, 29.12.2009
Der Wirt vom Gasthaus Fischer-Eymann bot uns ein hervorragendes Frühstück mit Rührei, eingelegtem Paprika u.ä, Schinken, Fleisch- und Heringssalat, Körnerbrötchen, alles, was das Herz begehrt. Er klagte über 20% Umsatzeinbußen im Gastronomiebereich wegen des Rauchverbots, während in anderen Ländern die Raucher die Gemütlichkeit vor dem Haus entdeckt haben (siehe Irland), scheint das in Deutschland nicht zu klappen.
Aus Iburg fanden wir gut heraus, es ging zunächst über die Straße zum Parkplatz "Kleiner Freeden", dann aufwärts. Der Große Freeden war gesperrt, weil man versucht, hier einen Urwald einzurichten. Gegen Mittag vermuteten wir in Autobahnnähe eine Gaststätte, das war aber wohl eher ein Bordellbetrieb. Odo entzifferte aus der Ferne "Club 68" und wir verzichteten auf den Abstecher. An einer Bank kreierten wir eine neue Mischung, die wir "Aufgerumten" nannten. Kurts Plätzchen schrumpften bis auf einen kleinen Rest für morgen. Gegen 14:00 Uhr waren wir am ehemaligen Gasthaus "Noller Schlucht", das heute ein Umweltzentrum beherbergt. Kurt wiederholte seine Erkenntnis, dass der Hermannsweg ein wunderschöne Wanderweg sei, für einen 84-Jährigen aber sehr anstrengend. Daher zog er es vor, auf die letzten Anstiege zu verzichten, stieg ab zum Bahnhof Dissen/Bad Rothenfelde und erwartete uns in Borgholzhausen.

Hermannsweg hinter IburgHermannsweg

Das war eine kluge Entscheidung. Wir mussten uns weiter über die Höhen quälen, es waren verdammt steile Anstiege, Klaus kletterte aber noch auf einen Aussichtsturm mit wenig Aussicht wegen des inzwischen eingetrübten Wetters. Am Abend wurde es auch wieder glatt. Die Hütte am Luisenturm hat nur samstags und sonntags geöffnet. Ein letzter steiler Abstieg mit Glätte, dann kamen wir an der Tankstelle in Borgholzhausen an. Wir ließen uns von der Wirtin des Hotels Sandmann abholen, das war die zweite gute Entscheidung des Tages, denn die Alternative wäre gewesen, die vielbefahreren Straße zum Bahnhof bei Dunkelheit zu benutzen.

Aussichtsturm am Hermannsweg

Leider war der Rest des Abends nicht mehr so optimal. Hotel Sandmann (früher Fünf-Schlingen) ist nur noch Garni-Hotel und schließt am 31.12.2009 ganz, weil es verkauft werden soll. Das Hotel wurde zwischenzeitlich von den beiden Töchtern des "singenden Wirts" geführt, lief aber wohl nicht mehr gut. Getränke mussten wir für einen Euro am Automaten ziehen, alle Gaststätten in der Nähe hatten entweder Ruhetag oder ganz dicht gemacht. Dafür gab es gleich drei Spielcasinos. Jetzt fehlt nur noch ein Freudenhaus. Die einzige Möglichkeit für uns, etwas zu essen zu bekommen, war der Imbiss "Pilz" mit Frikadellen, Schnitzel, Currywurst um Pommes im Angebot, kein Bier, aber mit einer mehr als muffeligen Bedienung. Dafür wurde während wir aßen in der Enge noch ein weiterer Spielautomat installiert. Wir waren froh, als wir wieder draußen waren. Danach gab es nur noch Automatenbier unten in der Gaststube. Die mussten wir aber auch, aus welchen Gründen auch immer, um 20:00 Uhr räumen. Danach holte ich die letzte Flasche Bier aus dem Automaten, dann war der leer. Wir hatten schon gemütlichere Abende auf unseren Wanderungen.

Imbiss Pilz BorgholzhausenIm Pilz Borgholzhausen

Mittwoch, 30.12.2009
Heute morgen gab es sogar ein kleines Frühstückbuffet, nicht überprächtig, aber akzeptabel. Ein kleiner Ausgleich für den gestrigen Abend. Heute wurden wir von der zweiten Tochter bedient. Wir wurden bis zum Edeka gefahren, weil wir noch einkaufen wollten. Auf den Lebkucheneinkauf bei Schulze verzichteten wir, weil wir keine Lust zum Schleppen hatten. Wir gingen in Richtung Ravensberg, aber nicht ganz rauf, weil die Sicht wieder schlecht und oben tote Hose war. Es gab einen ziemlichen Anstieg zur "Großen Egge", Kurt schaffte diesen Anstieg ohne große Schwierigkeiten. Klaus hatte auf dem späteren Weg immer Glühweinankündigungen gemalt, Odo war noch auf der Suche nach der geeigneten Hütte.

Lebkuchen Schulze BorgholzhausenGlühweinankündigung im Schnee

Unsere letzte Glühweinhütte war dann wieder eine ganz besondere. Sie war geschmückt mit Kerzen, Tischdecke, Silberstaub, Karten. Wir verspeisten Kurts Weihnachtsgebäck bis zum letzten Rest. Danach trennten sich unsere Wege. Kurt ging mit Odo und Klaus, die nach Hause fuhren. Er wollte wieder ein Stück abkürzen. Ich ging allein weiter durch eine verschneite Winterlandschaft. Das hat richtig Spaß gemacht, war auch nicht zu anstrengend. Es war nicht ganz einfach, den Abstieg nach Amshausen zu finden, habe wohl auch nur Leute gefragt, die nicht Bescheid wussten. Die Frau mit dem Auto meinte, die "Steinhäger Quelle" sei noch unheimlich weit, mindestens 1,5 km. Da es angefangen hatte zu regnen, ging ich erst in die Tankstelle und wärmte mich bei einem großen Kaffee auf. Ich war zwar nass, aber nirgendwo durchnass.

Glühweinhütte Winteridylle

 

Donnerstag, 31.12.2009
Gestern haben wir mit der "Steinhäger Quelle" wieder eine gute Wahl getroffen. Das Essen war hervorragend, die Wirtin, Frau Dedic sehr freundlich und nett. Um 08:00 Uhr bekamen wir, wie vereinbart, das Frühstück und noch eine Plastikflasche mit Schwarzem Tee für unterwegs. Der Zugangsweg zu den Hermannshöhen (ein Winkel) war etwas schwer zu finden, als wir ihn hatten, war er aber sehr moderat. Wir wanderten noch einmal durch ein traumhaftes "Winterwunderland", es schneite immer noch. Dieses Stück war auch für Kurt ein prächtiger Abschluss. Unterwegs kamen wir an einer Hütte vorbei, in der ein offenbar Obdachloser auf dem Boden in einem Schlafsack schlief, bedauernswert.

Hermansweg im Winter

Am Tierpark war es dann mit der winterlichen Ruhe vorbei, vorher hatten wir nur ein paar Jogger getroffen, hier rast der Mob. Bis in die Bielefelder Innenstadt zog es sich noch. Dann fanden wir keine geeignete Kneipe, landeten ganz zufällig am Bahnhof und suchten uns eine Zug aus. Dann versuchten wir unser Glück aufs Neue, und hatten es diesmal wirklich: Wir fassten an die verschlossene Tür der Pizzeria "Puccini's" und wollten gerade weitergehen, als eine blonde Dame die Tür öffnete. Die Pizzeria wurde gerade für die Silvesterfeier geschmückt, wir durften hereinkommen und bekamen in einer Ecke auf gemütlichen Korbsesseln sitzend unser Bier serviert. Das nennt man Gastfreundschaft. Die Frau staunte nicht schlecht, als sie erfuhr, dass Kurt schon 84 ist. Er musste seinen Ausweis zeigen, damit sie es ihm glaubte. Wenn wir noch mal nach Bielefeld kommen, sollen wir uns wieder bei ihr (Frau Hanhardt) melden und bekommen einen schönen Platz in der Pizzeria reserviert.

Frau Hanhardt Puccini's Bielefeld

Fortsetzung Januar 2010

Mittwoch, 27.01.2010
08:50 Uhr: Irgendwie hat es mir doch keine Ruhe gelassen, dass der Hermannsweg unvollendet geblieben ist. Deshalb sitze ich jetzt im IC nach Bielefeld. Diesmal scheint es eine richtige Winterwanderung mit viel Schnee zu werden. Ich hoffe, dass alles klappt und ich in drei Tagen bis zum Ende komme.
12:30 Uhr: Bisher klappte alles planmäßig. Ich fand gut aus Bielefeld heraus, musste nur ein wenig aufpassen, denn unter dem Schnee versteckt sich oft glattes Eis. In der Regel lässt es sich aber ganz gut gehen, es sind auch schon einige Leute gegangen. Die Sparrenburg hielt Winterschlaf. In der Nähe von Brand's Busch war viel los. Eine Wandergruppe kam mir entgegen.

BielefeldSparrenburg Bielefeld

Im Augenblick bin ich im Gasthaus "Eiserner Anton" und esse eine warme Käsesuppe. Ich hatte vorsichtig gefragt, ob das Gasthaus geöffnet sei. "Sonst wären Sie nicht hereingekommen." Der Wirt erzählte mir, dass das Haus neun Jahre geschlossen war. Es musste komplett renoviert werden. Es riecht überall nach Farbe. Ich sitze in einem großen Raum mit acht Fenstern. Es ist hell und sauber. Das Heizen dürfte zu dieser Jahreszeit nicht billig sein.

Winterwald hinter BielefeldGasthaus und Hotel Eiserner Anton

14:35 Uhr: Letzte Pause vor Oerlinghausen. Ich bin in einer ganz urigen Gaststättte, 100 Jahre alt, Dorfkrug Deppe in Lämershagen, gleich hinter der Autobahn. Modern sind nur die Toiletten. Der Rest ist, man kann es nicht anders sagen, urig im alten Stil erhalten, auf dem Flur ein kleines Museum. Rechts von mir ist noch ein Restaurationsraum, dort scheint es ein wenig moderner zuzugehen.

Eiserner Anton AussichtsturmDorfkrug Deppe

19:30 Uhr: Das zog sich noch bis Oerlinghausen. Zunächst habe ich mal die längere Strecke genommen, die waren statt 5,5 mindestens 7 km ab Deppe. Dann habe ich mich etwa 1 km vor Oerlinghausen noch verlaufen, musste unterwegs sogar noch in einem Haus fragen. Als ich im Ort ankam, musste ich zunächst sehen, dass ich Geld bekam. Die junge Dame von der Poststelle hatte wohl vergessen abzuschließen, vielleicht war es auch gerade kurz vor 18:00 Uhr. Auf jeden Fall bekam ich noch Geld. In der Stadtschänke wollte ich mich nach meiner Unterkunft erkundigen. Als ich eintrat bekam ich zu hören: "Wir haben leider geschlossen." Die gewünschte Auskunft bekam ich trotzdem.

Vor OerlinghausenBergstadt Oerlinghausen

Das Gasthaus "Gräber" in Oerlinghausen ist inzwichen ein reines Garni-Hotel, geführt von Frau Anne Pienle. Als Tante und Oma aus dem Betrieb ausschieden, lohnte sich die Gaststätte nicht mehr. Der Hotelbetrieb läuft aber gut. Gegessen habe ich in der Pizzeria gleich neben dem Haus, d.h. im Anbau. Ich hatte keine Lust, noch weiter zu gehen. Ich bin müde. Das Essen war annehmbar, für einen Italiener aber auch nicht gerade preiswert.
20:04 Uhr: Ich liege im Bett und bin noch müder geworden. Das Kreuz tut mir immer noch weh. Zum Schluss der Tagesetappe ging ich richtig krumm. Jetzt mache ich meine Beine lang und werde schlafen.

Fachwerkhaus in OerlinghausenAltes Gasthaus Nagel in Oerlinghausen

Donnerstag, 28.01.2010
07:40 Uhr: Mit dem Rücken geht es wieder besser. Vieleicht war der kleine Sturz gestern Verursacher der Schmerzen. Habe gerade auf die Karte geschaut. Das ist ja heute ein ganz schöner Schlauch bis Berlebeck, und gewaltige Ansteige. Mal sehen, wie ich das packe. Bin schon fertig fürs Frühstücken. Unten meldet sich der Hund, gesehen habe ich ihn noch nicht. Vielleicht muss er husten, denn im Flur riecht es ziemlich nach Rauch.
16:00 Uhr: Heute morgen sah Frau Pienle vom Hotel Gräber irgendwie verändert aus, bis ich merkte, dass sie ihre Brille nicht aufgesetzt hatte. Ich glaube auch nicht, dass sie die Raucherin ist, weil wir uns über gesundes Leben und gesunde Ernährung unterhielten. Der Berner Sennenhund kam sofort zu mir an den Tisch, um mich zu begrüßen. Das Frühstück war gut, und ich habe längst nicht alles geschafft.
Es war heute ein etwas eigenartiges Gefühl, als ich an der Jugendherberge, der "Kumpstonne" und am Kriegerdenkmal vorbeikam. Diese Orte erinnerten mich an meine erste Klassenfahrt 1958. Die Wanderung zu dieser alten Windmühle ist mir im Gedächtnis geblieben, habe sogar einen Aufsatz darüber geschrieben, der aber nicht gut bewertet wurde, weil Hans Henning nicht verstehen konnte, dass dasmein schönstes Erlebnis der Fahrt war. Und an die Antikriegsrede von unserem Mathelehrer Hans Bosse, den wir immer den Major nannten. "Nie wieder Krieg", hatte er gesagt, Auf der Tafel habe ich gelesen, dass 20 Jahre später an der gleichen Stelle eine ähnliche Rede gehalten wurde.

Oerlinghausens Wahrzeichen die TonneKriegerdenkmal verschneit in Oerlinghausen Antikriegsrede

Heute habe ich nahezu ohne Pause richtig reingehauen. Es gab auch keine Gelegenheiten für längere Pausen. Beim "Bienenschmidt" war ich schon um 11:30 Uhr, das Haus machte erst um 12:00 Uhr auf.Danach war nichts mehr, das Forsthaus an den Donoper Teichen war geschlossen, wahrscheinlich seit langem und für immer. Auch der Kisok am Parkplatz konnt zuer nicht sein. Deshalb hatte ich nur ganz kurze Sitzpausen in den Schutzhütten.

Gasthaus BienenschmidtGeschlossener Kiosk bei den Teichen
Der Aufstieg zum Hermann hatte es, wie immer, in sich. Oben schneite es heftig und es wehte ein stürmischer Wind. Denkmalssockel und Hermann waren stark verraureift, Ernst von Bandel hatte einen weißen Bart. Was bin ich froh, dass wenigstens das kleine Bistro Café geöffnet hat, als einzige Lokalität. Es stört mich auch gar nicht, dass es eine Raucherkneipe ist. Diesmal begrüßte mich als erstes eine Katze, die Katerdimensionen hat. Die Bedienung aus dem früheren Jugoslawien freute sich über ihren einzigen Gast, eben sind noch zwei andere gekommen. Sonst ist "tote Hose", der riesige Parkplatz ist autoleer. Gerade kommt ein Bus an, doch ohne Fahrgäste. Ein Fahrschüler soll wohl das Fahren unter winterlichen Bedingungen lernen. Der Ostfriesengrog ist hervorragend und teuer.

Hermannsdenkmal im Winter

Ernst von BandelBistro am Hermannsdenkmal

19:05 Uhr: ...und dann zog es sich noch bis Berlebeck. Die Markierung in diesem Bereich war auch höchstens ausreichend, es kann aber auch sein, dass Schilder vom Schnee zugeweht waren. Ich wusste zwischendurch wirklich nicht immer, ob ich noch auf dem richtigen Weg war. Beim Abstieg nach Berlebeck war es sehr glatt. Einmal bin ich, als ich abbremsen wollte, mit dem Kopf vor einen Laternenpfahl geknallt.
Das "Haus am Wasserfall" ist recht komfortabel, allerdings ist der Preis von 46 € ja auch nicht gerade niedrig. Ich sitze im Augenblick im Restaurant "Kanne", habe ein hervorragendes Essen vor mir und werde von einen sehr netten Dame bedient.

Abendessen Hotel Kanne Berlebeck

20:25 Uhr: Liege mal wieder früh im Bett und bin kaputt.

Freitag, 29.01.2010
10:45 Uhr: Heute muss ich als Schneepflug arbeiten. Es hat in der Nacht stark geschneit, und es schneit immer noch. Traumhafte Winterlandschaft, ich komme nur schlecht vorwärts. Das Gehen ist anstrengender als gestern, die lange Etappe hätte ich heute wohl kaum geschafft. Beim Abstieg nach Holzhausen hat es auf dem freine Stück ganz schön gewindet. Doch die Überraschung kam am Ortsausgang nach einem winzigen Anstieg: Drei Sterne Superior Hotel "Bärenstein". Ich sitze auf einem Polstersessel in der gemütlichen warmen Bar. Trotz meiner nassen Klamotten und Schuhe wurde ich freundlich empfangen. Der Grog ist preiswerter als gestern am Hermann, auch hier wieder eine ausgesprochen nette Bedienung. Stephanie Strauss heißt sie, so steht es auf der Rechnung.

Hotel Bärenstein BarHotel Bärenstein Bar

17:30 Uhr: Die Externsteine waren tief verschneit. Der Aufsieg war mit zu gefährlich. Danach habe ich den H-Weg verlassen und den X1 genommen, weil er keine Steigung hat. An dem Parkplatz bin ich wieder an dem Wohnwagenpuff vorbeigekommen, habe dort noch einem Mercedes-Fahrer, eher Zuhälter als Kunde, durch Anschieben helfen wollen. Er kam aber nicht frei und rief einen Kollegen zu Hilfe.

Externsteine im WinterExternsteine im Winter

Die "Silbermühle" war zunächst eine Enttäuschung, da das Haus trotz gegenteiliger Aussage auf dem Schild geschlossen war. Als ich gerade gehen wollte kam eine Dame, die das Café öffnete. Sie riet mir ab, noch zur Velmerstot hochzugehen. Aber meine Entscheidung stand ohnehin fest. Bei dem hohen Schnee und den unwirtlichen Witterungsverhältnissen war mir der Aufstieg sowieso zu gefährlich. So nahm ich den direkten Weg nach Leopoldstal. An der geschlossenen Tür des "Leopoldstaler Hofs" stand ich um kurz nach halb fünf. Habe angerufen: "Wissen Sie was, ich stehe vor Ihrer Tür". Antwort: "Wissen Sie was, dann lass ich Sie rein."

Hotel SilbermühleLeopoldstaler Hof

Ich habe wieder hervorragend gegessen. Grünes Pfefferschnitzel und eine Zwiebelsuppe vorweg. Auch das Zimmer ist in Ordnung. Zum Glück geht es nicht zur Straße raus. Morgen geht's heim. Die Züge nach Paderborn/Altenbeken fahren stündlich um 13 nach.

Bahnhof Leopoldstal
Bahnhof Leopoldstal- der Zug war pünklich

Tagebuchaufzeichnungen, überarbeitet

 

Informationen zur Wanderstrecke:
Schön geführter Wanderweg mit wenig Asphaltanteil(unter 20%). Während der Weg zu Beginn recht flach verläuft, werden ab dem nassen Dreieck die Berge kontinuierlich höher und die Aufstiege steiler. Das steigert sich noch, wenn man nicht, wie wir, in Bielefeld Schluss macht, sondern auf den Hermannshöhen weitergeht bis Marsberg. Gesamtlänge 220 km. Die Markierung ist gut, die Kilometerangaben auf den alten Schildern stimmen nicht immer. Die Zugangswege könnten besser markiert und ausgeschildert sein.

Wegmarkierung: Weißes H auf schwarzem Grund, oft zusätzlich "Hermannshöhen"
Länge des 1. Teilstücka bis Bielefeld: 110 Km Tagesetappen: 6
Läge des zweiten Teilstücks bis Leopoldsthal: knapp 60 km Tagesetappen: 3

Übernachtungen:
Gasthof "Zum Adler", Lange Str. 15, 48477 Hörstel-Bevergern, 054598312
Hotel "Bismarckhöhe", Am Weingarten 41, 49545 Tecklenburg, 05482233, www.bismarckhoehe.de
Altes Gasthaus Fischer-Eymann, Schloßstr.1, 49186 Bad Iburg, 05403311, www.fischer-eymann.de
Hotel Sandmann, Borgholzhausen (wird ab 1.1.2010 zunächst geschlossen)
Steinhäger-Quelle, Quellweg 6, 33803 Steinhagen-Amshausen, 052042256, www.steinhaeger-quelle.de
Pension Gräber, Friedrichstr. 3; 33813 Oerlinghausen 052024295, www.pension-graeber.de
Haus am Wasserfall, Schlehenweg 3a, 32760 Berlebeck, 0523194240, www.haus-am-wasserfall.de
Leopoldstaler Hof, Leopoldstaler Str., 32805 Horn, 052345000